Unterstütze Kommunikation - Förderverein Hammerwaldschule e.V. - Hirzenhain

aktualisiert 02.01.2019
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Vorträge

Hier können Sie den Vortrag über die Unterstützte Kommunikation nachlesen bzw. anschauen.

Zum Vortrag klicken Sie einfach rechts auf das Bild.

Hier der Bericht aus dem Kreis-Anzeiger.

Zum Schweigen verdammt?
Verdammt zum Befehlsempfänger? Denken verboten? Wer hat ein Recht auf Wünsche und Bedürfnisse, auf Neugier und Lernen, auf eine eigene Meinung? Welche Möglichkeiten gibt es für Menschen, die wenig oder gar nicht sprechen können, auch zu ihrem Recht zu kommen?
Das waren die Fragen, denen sich die Anwesenden bei der Veranstaltung über Unterstützte Kommunikation in der Hammerwaldschule stellten. Der Förderverein hatte anlässlich einer neuen Anschaffung für die Schule zu diesem Thema eingeladen.


Am Mittwoch, den 6.3. veranstaltete der Förderverein der Hammerwaldschule eine Veranstaltung zum Thema Unterstützte Kommunikation (UK). Zu diesem Thema war es gekommen, weil zum wiederholten male der Förderverein für die Schule ein UK-Gerät angeschafft hatte. Dieses Mal war es ein iPad mit sehr interessanten Apps für nicht sprechende Kinder gewesen. In diesem Zusammenhang hatte Frau Schröder-Kuhnen zugesagt, auf einer Veranstaltung über Unterstützte Kommunikation den aktuellen Stand der Möglichkeiten der Hammerwaldschule zur Unterstützung von nicht bis kaum sprechenden Schülern vorzustellen.

Einleitend begrüßte Frau Häusler, deren Sohn mit jetzt 19 Jahren und Down-Syndrom von seinem 1. Lebensjahr an mit Gebärdenunterstützter Kommunikation (GuK) in die Sprache geführt wurde, als Vorsitzende des Fördervereins die Anwesenden. Sie beschrieb einleitend, welch unterschiedliche Probleme Kinder beim Sprechen lernen haben können. Von verwaschener undeutlicher Aussprache, unvollständigen Sätzen, Einwortsätzen, und völliger Sprechunfähigkeit war die Rede. Sie beschrieb weiterhin einige mögliche Ursachen zu solchen Sprachproblemen: eine Spastik kann zur Sprechblockade führen, eine schlechte Mundmorphologie und schwacher Muskeltonus kann zu undeutlicher Aussprache führen, eine geistige Behinderung kann zu Wahrnehmungsproblemen beim Spracherwerb führen.

Aber müssen deshalb die Kinder ihr Leben lang zum Schweigen verdammt sein? Sollen sie zu reinen Befehlsempfängern erzogen werden? Denken verboten? Haben sie kein Recht auf Wünsche und Bedürfnisse? Haben sie kein Recht auf Neugier und Lernen? Haben sie kein Recht auf eine eigene Meinung?

Frau Häusler erzählte, dass sie, als ihr Sohn 2 Jahre alt war, eine Logopädin um Unterstützung gebeten hatte. Diese hatte abgelehnt mit dem Kommentar: „Wenn Sie dem Kind Gebärden bei bringen, wird es nie sprechen lernen, weil Gebärden viel einfacher sind“. Diese Meinung begegnet Frau Häusler selbst heute noch. Dabei hat sie dann ohne Hilfe den Weg der Unterstützten Kommunikation weiter verfolgt und zahlreiche Schlüsselerlebnisse gehabt, die

ihr immer wieder belegten, dass Unterstützte Kommunikation nicht das Sprechen verhindert, sondern im Gegenteil fördert.

Anhand einiger konkreter Situationsbeschreibungen begründete Frau Häusler beispielhaft, warum ihrer Meinung nach Kinder einen Begriff benutzen können müssen, um ihn vollständig zu erfassen, Fragen stellen können müssen, um dort gefördert zu werden, wo sie gerade Förderung brauchen. Visualisierung mittels Gebärden kann als Gedächtnisstütze sowohl Aussprache als auch Inhalt zur besseren Erinnerung und Wiedergabe bringen. Eine unverständliche Aussprache kann mit Hilfe von Unterstützter Kommunikation verständlich werden.

Es folgte eine Einführung in die Grundlagen der Unterstützten Kommunikation durch einen Vortrag von Frau Ulrike Schröder-Kuhnen. Frau Schröder-Kuhnen ist Förderschullehrerin an der Hammerwaldschule und deren UK-Beauftragte. Mit einem Teil ihrer Stunden arbeitet sie auch als Ausbildungsbeauftragte am Studienseminar in Friedberg und bildet dort  die Lehramtsanwärter in Unterstützter Kommunikation fort. Ergänzt wurde die Power-Point- Präsentation durch eindrucksvolle Filmbeispiele, die den Einsatz von Gebärden und  die Nutzung komplexer elektronischer Hilfsmittel zeigten und die Berichte der anwesenden UK- Lehrer.

So sind selbst  gelähmte Schüler lediglich mittels Augensteuerung in der Lage ein UK-Gerät zu bedienen und damit  sprechen und schreiben zu können. Sie berichteten von Teilhabe dieser Menschen am sozialen Leben und der Möglichkeit sogar ein Studium durchzuführen. In Deutschland müssen die Krankenkassen elektronische Sprachausgabegeräte für nicht und wenig sprechende Menschen , ebenso wie Rollstühle für nicht laufende oder Brillen für sehbehinderte Menschen finanzieren. Die Hammerwaldschule unterstützt Eltern bei der Antragstellung bei der Krankenkasse.

Frau Schröder-Kuhnen hatte alle Geräte, welche für die Schule bereits angeschafft worden sind, dabei und so konnten die Anwesenden die verschiedenen Sprachausgabegeräte und die Möglichkeiten ihres Einsatzes kennen- und schätzen lernen.  Der Vorrat an Geräten beginnt mit einem Big Mac, durch welchen ein Schüler Ursache und Wirkung lernen kann über sehr robuste Geräte, die ja und nein, oder auch 4, 8, 16 und mehr Begriffe oder Sätze oder Satzteile zum Abruf bereit halten.

Der iPad von Apple ist die neueste Errungenschaft für die Schule. Er bietet fast alles, was ein komplexer Talker (Sprachausgabegerät mit vielen Ebenen und Grammatik), den eine Krankenkasse für mehrere tausend € finanziert, auch kann. Der iPad mit seinen bisher angeschafften Apps für die Schule hat etwa 600 € gekostet, wobei die meisten Apps für wenig Geld dazu gekauft werden können. Einen iPad finanzieren die Krankenkassen bisher nicht, obwohl er viel weniger kostet.

Die Schule hat einen großen Satz an Gebärden-Poster zu den unterschiedlichsten Themen, die auch für jugendliche Schüler (Thema: Gefühle) noch Bedeutung haben können. Frau
Schörder-Kuhnen konnte mit der Ausstellung dieser Poster und einem kurzen Film
dokumentieren, wie eine ganze Klasse gemeinsam mit dem Lehrer Gebärden zu einem gerade aktuell behandelten Thema gelernt und dann auch benutzt hat. Auch die sprechenden Schüler hatten Spaß am Gebärdenerwerb. Denn es macht auch ihnen Spaß, sich in Situationen, in denen Sprache nicht nutzbar ist, zu verständigen (z.B. unter Wasser, über die Straße hinweg,…). Die Anwesenden diskutierten, wie nützlich es wäre, wenn Lehrkräfte sich diese Poster für ihre Klasse ausleihen würden, um Schüler mit wenig Sprache bei der Erweiterung ihrer aktiven Sprache visuell zu unterstützen und dadurch besser am Unterrichtsgeschehen zu beteiligen. Auch fänden die Anwesenden es schön, wenn einige dieser Poster in der Mensa für alle Schüler und Lehrer sichtbar hängen würden.

Frau Häusler hatte zur Anschauung auch einige Materialien dabei. Angefangen von einem selbst erstellten Foto-Bilderbuch, über welches ihr Sohn schon mit 2 Jahren einen 3-Wort- Satz formuliert hatte, über die GuK-Karten bis hin zu einem GuK-Bilderbuch, in welchem Eltern angeleitet werden, ein Bilderbuch nicht nur vorzulesen, sondern mit Gebärden zu begleiten und auch das grundlegende Fragwort „WAS“ einzuführen.

Abschließend bedankte sich Frau Häusler bei Frau Schröder-Kuhnen für ihren Einsatz, die gelungene Präsentation und den guten Austausch und überreichte ihr zum Abschluss einen Frühlingsgruß.

Wer Fragen zur Unterstützten Kommunikation hat, kann sich gerne an Frau Sabine Häusler, Tel: 0178 / 8253557 wenden. Wer Interesse an weiteren Aktivitäten des Fördervereins hat, kann auf der Homepage des Fördervereins: www.fv-hammerwaldschule.de weitere Informationen finden und auch ein Beitrittsformular herunterladen.

Supertalker und Powerlink für die Hammerwaldschüler

Am 19.01.2011 fand an der Hammerwaldschule eine Informationsveranstaltung für Lehrkräfte und interessierte Eltern zum Thema „Elektronische Kommunikationshilfen“ statt. Herr Mutio von der Firma Rehamedia stellte die Neuentwicklungen auf diesem Gebiet vor. Im Rahmen dieser Veranstaltung übergab die 1. Vorsitzende des Fördervereins Frau Salge-Loscher einen Supertalker und einen Powerlink an den Schulleiter Herrn Krüger. Die Anschaffung der Geräte war durch die Kostenübernahme des Fördervereins ermöglicht worden. Die Geräte können für den Unterricht mit nicht oder wenig sprechenden Schülern eingesetzt werden.

BigMacks mit Step-by-Step-Funktion

Der Förderverein unserer Schule hat in diesem Frühjahr erneut die Anschaffung von Geräten für die Unterstützte Kommunikation ermöglicht. Es konnten "sprechende Tasten" angeschafft werden: 2 sogenannte BigMacks mit Step-by-Step-Funktion und 3 Speicherebenen, eine einfache sprechende Taste und 3 sogenannte Talking Bricks.
Bei den jetzt angeschafften BigMacks handelt es sich um die neueste Generation der BigMacks mit digitaler Sprachausgabe. Der Chip ist verbessert worden und somit ist die Sprachausgabe wesentlich deutlicher. Wir nutzen in der Schule die BigMacks in vielfältiger Weise im Unterricht. Einige nicht oder wenig sprechende Schüler sind inzwischen auch durch ihre Krankenkassen mit diesen Geräten versorgt worden (wie Brillen für sehbehinderte Schüler oder Rollstühle für körperbehinderte Schüler werden diese Geräte für nicht oder wenig sprechende Schüler auf Antrag von der Krankenkasse finanziert). Diese Geräte ermöglichen die Teilhabe nicht sprechender Schüler am Unterricht und sind auch im alltäglichen Bereich sinnvoll einsetzbar.
Ebenso ermöglichte der Förderverein die Anschaffung einer einfachen sprechenden Taste, um den Schülern, die nicht lesen können, die tägliche Abfrage des Speiseplans zu ermöglichen. Die Talking Bricks ermöglichen die visuelle Verdeutlichung von Sprachabläufen. Es handelt sich um 3 Tasten, die nacheinander geschaltet werden können, und somit einen natürlichen Sprachablauf ermöglichen. Diese Tasten sind jetzt ganz neu auf dem deutschen Markt und wir sind gespannt, welche Möglichkeiten uns damit entstehen werden.  

Die Lehrer der Hammerwaldschule sind sehr dankbar für die Unterstützung des Fördervereins zur Anschaffung technischer Hilfsmittel im Bereich Unterstützte Kommunikation. Ungefähr ein Drittel der Schüler unserer Schule ist nicht oder wenig sprechend und hat daher ein Anrecht darauf adäquat, mit den Mitteln der Unterstützten Kommunikation (Gebärden, Symbole und technische Geräte), zu kommunizieren. Ohne die Hilfe des Fördervereins hätten wir nicht den bisherigen Standard erreichen können.

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